Unsere Tage vor und nach dem großen Ausflug in Cusco haben wir sehr gemütlich verbracht. Halbwegs ausgeschlafen, lecker Frühstück und dann noch die Tour für die nächsten Tage zum Machu Picchu fixiert. Mal wieder Wäsche gewaschen und Chris hat sich ein neues Handy zugelegt, damit wir wieder beide mobil sind. Und lange sind wir durch die Straßen gelatscht. Teilweise sind sie uns ja bekannt vorgekommen, teilweise waren Dinge auch neu für uns – lustig, dass wir beide Cusco schon kennen und doch jeder was anderes. Eine Runde (von vielen) sind wir um den schönen Plaza de Armas mit der Kathedrale und den Bögen spaziert, durch die kleinen Straßen voller Shops und einladenden Lokalen, zu den anderen imposanten Kirchen der Stadt, durch den Torbogen zum San Pedro Markt und zum Brunnen. Im Markt konnten wir wieder nicht anders als ein bisschen zu shoppen, ist der auch so schön bunt und klarerweise mit Markt-Mietzen bestückt. Ein paar neue, warme Pullis und lecker exotisches Obst musste mitkommen. Bei jeder Ecke wollten wir noch ein Stück weiter, hier gabs Wandmalereien, dort ein weiteres schönes Gebäude oder Habdwerksmarkt zum Schmökern.
Zu Mittag gabs immer lokalen Lunch-Menüs, mal mit Pisco, mal ohne. Einer der vielen Hügeln rund um Cusco laden zum Raufgehen ein, um dort einen wunderschönen Überblick über die Stadt zu bekommen. Wir haben auch das Museo del Café besucht, wo wir eine relaxte Zeit beim Kamin verbracht haben. Ein zweites nettes Café haben wir gefunden und dort aufgrund der einladenden Kuchen gleich den Geburtstag von Chris vorgefeiert.
Die Inkastraße mit dem 12-eckigen-Stein sind wir durchquert, haben in einige hübsche Innenhöfe geschaut (einen gab‘s sogar mit Katzi :)), und die bunten Balkone der Plazas fotografiert. Einen Abend haben wir in der Republica del Pisco – einem coolen Lokal – mit Cocktails und tollem Dinner ausklingen lassen. Am zweiten – zufällig Valentinstag – haben wir uns mal was gegönnt: in einer total nett eingerichteten Ceviche Bar gab es ein Seafood-Feast für uns. Ganz klassisch peruanisch mit Ceviche, Causa und Arroz con Mariscos! Und zur Feier des Tages ein selbstgemachter Cocktail.
Nach dem ersten Cusco-Tag hieß es, früh aufstehen und mit einer Tour ins Sacred Valley fahren. Unsere Reisefreude wurde gleich mal kurz getrübt weil vom Streik der vorigen Tage noch einiges auf der Straße lag und wir zunächst nur sehr langsam voran kamen. Scheinbar waren wirklich alle Zufahrtsstraßen zu Cusco blockiert worden – uff. Wir waren froh, dass es nur die erste Stunde stockend verlief. Der erste Stop war ein Viewpoint, wo man fast über das ganze Sacred Valley sehen konnte – toll!
Danach sind wir in Pisac Dorf eingefallen und haben eine kurze Demo bekommen, wie Silber gewonnen wird und natürliche Steine in Schmuckstücke gesetzt werden. Bissl strandeln und weiter ging es durch das schöne Tal hinauf zur Pisac Archeological Site. Diese Inkastätte ist berühmt für ihre Steinterrassen, die in den Berg hineingebaut sind, und auch für den größten gefundenen Inka-Friedhof. Es ist eine riesige Anlage und wurde vor allem für Agrikultur und Anbau von Mais genutzt. Wir sind herumgegangen und haben uns die faszinierenden Terrassen von der Nähe angeschaut, sind in die Steinhäuser hinein und durch die engen Gassen hindurch. Wahnsinn, mit welchem Auge zum Detail und welcher Präzision die Inkas ihre Dörfer gebaut haben. Die Fenster und Torbögen haben perfekte Winkel. Einmal rundherum konnten wir den Blick auf die Terrassen inkl. Valley geniessen.
Weiter durch das Tal und vorbei an einigen Cuy-Standeln (wo Meerschweinchen am Spieß zum Mittagessen angeboten wurden) sind wir in Urubamba angekommen. Dort ging es für ein paar Gäste in Touri-Lokale. Wir wollten die Zeit lieber anders nutzen, haben unsere Empanadas gesnacked und sind zum Llamagehege gegangen. Dort haben ein paar Llamas, Alpacas, ein Vicuña und noch ein zotteliges Vieh (den Namen haben wir uns nicht gemerkt) gemeinsam in aller Ruhe das Gras gemäht. Wir hatten Spaß – viele Fotos gemacht, Portraits von allen Seiten – die sehen ja so herzig aus, wenn sie sich aufrichten und ihr Gras kauen, oder die Ohren anlegen. Das kleine Vicuña wurde dann gefüttert und wurde zutraulich. Diese Chance haben wir genutzt: es gibt neue Tier-Selfies :).
Ein Tal weiter dann das nächste Highlight: die Inkastätte Ollantaytambo; eine der größten und – neben Machu Picchu – am besten konserviertesten Anlagen, allerdings nie fertig gestellt. Wieder wurde hier früher gefarmt, diesmal gab es auch eine heilige Stätte in der Anlage. Wir sind die vielen Steinterrassen mit noch mehr Stiegen bis ganz hinauf gegangen, um zum Sonnentempel zu gelangen. Von dort hatten wir einen tollen Ausblick ins Tal hinein und über das Städtchen. Der Sonnentempel besteht aus riesigen, glatt geformten Steinen, die ausgerichtet sind auf den Sonnenaufgang vom 21. Juni. Dort oben sind sehr viele große, fein geschnittene Steinbrocken herumgelegen – toll anzusehen. Wir haben uns von Ollantaytambo fast jedes Eck angeschaut. Vom Sonnentempel zu den Häusern dahinter und schönen Fenstern und Türbögen, auf dem Berg über eine schmale Straße zu den anderen Terrassen, ganz hinauf zu einer Storage-Hütte und wieder sehr viele Stiegen hinunter zum Wasser- und Brunnensystem. Auch hier gab es zwei freundliche Alpacas.
Nach dieser wirklich tollen Erkundungstour haben wir uns vorm Zugfahren noch gestärkt (diesmal fehlte der Pisco nicht!) und sind in den Perurail-Waggon eingestiegen. Der Zug ist innen ähnlich zu unseren, mit Ausnahme der Wandbemalungen und Fenstern, die nach oben schauen. Leider war es schon dunkel und wir konnten vom Valley nicht viel sehen – war trotzdem eine nette Zugfahrt.
Angekommen in Aguas Calientes bzw. Machu Picchu Dorf haben wir eingecheckt und waren noch etwas spazieren. Diese Stadt hat sich wirklich viel verändert. Vor 9 Jahren, bei Vicky‘s erstem Besuch war alles noch kleiner. Seither wurde ein riesiger Fussballplatz gebaut, der Markt ist noch größer geworden und überall findet man beleuchtete Steinfiguren der Inkas – teilweise also coole Neuerungen, der Riesen Fußballplatz ist aber gewöhnungsbedürftig.
Und dann ging es endlich los – wieder ganz anders als vor 9 Jahren wo wir um 2h Nachts den Hike hinauf begonnen haben – um 8 Uhr morgens sind wir in der Busschlange hinauf zu Machu Picchu Stadt gestanden. Die Fahrt war zwar kurz, dafür umso mehr bumpy und Serpentinen hinauf. Oben angekommen haben wir trotz warten unseren gebuchten Guide nicht gefunden, wir sind also selbst los und haben die weltbekannte Stätte erkundet. Ohne etwas herabwürdigen zu wollen – es ist wie ein riesiger Spielplatz dort. Die Hausmauern, Bögen, Tempel, große und kleine Steinformen – wir konnten gar nicht genug herum- und hineingehen. Und immer im Staunen – es ist wirklich eine herausragende Anlage, von der Bauweise wie auch von der Lage. Zwischendrin stehen wieder Llamas, die gemütlich das Gras kurz halten. Die erste Stunde war bald vorbei, wir haben uns Hütten, den Sonnentempel und den Sacred Rock angeschaut.
Und für uns gings noch weiter hinauf, wir hatten ein Ticket für Huaynapicchu ergattert. Dort dürfen in 2 Timeslots nur 400 Leute pro Tag hinauf, und es ist der Berg, den man auf den klassischen Machu Picchu Fotos im Hintergrund sieht. Vicky konnte sich dunkel an den Weg, aber sehr gut an den wahnsinns-Ausblick von oben erinnern – also rauf auf die 100ten Stiegen. Zunächst gehts mal noch ein Stück runter, bevor der krasse und teilweise wirklich sehr steile Aufstieg auf die Bergspitze beginnt. Ca 1 Stunde lang sind wir viele Höhenmeter auf kniehohen Steinstiegen gegangen und am Schluss sogar auf allen 4en gekraxelt – dick darf man hier bei den engen Passagen nicht sein. Ein kurzer Flashback.. ahja, wir haben vor 9 Jahren auch am Weg geflucht :). Kurz vorm höchsten Punkt steht man auf Inka-Terrassen und kann schon erahnen, wie fantastisch der Blick sein wird. Durch ein paar Häuschen – auch dort ganz oben stehen perfekt geformte Tore und Hütten – und man ist auf der Bergspitze. Nur auf ein paar Steinen rastend sieht man über das gesamte Tal, auf die umliegenden Berge, einen kleinen Teil von Aguas Calientes und natürlich Machu Picchu Stadt. Nicht nur wegen dem Aufstieg bleibt da die Puste weg – wirklich wahnsinnig imposant, und man ist auf jeden Fall sehr stolz, es geschafft zu haben. Aus verschiedenen Perspektiven haben wir schöne Fotos gemacht – sowas macht man ja schließlich nicht jeden Valentinstag ;).
Da langsam dunkle Wolken übers Tal gezogen sind, haben wir auch wieder den Abstieg begonnen. Die Wadeln und Knie hatten keine Freude mit den Stiegen – mit einigen Pausen haben wir es aber auch wieder runter geschafft – WOW! Gemütlich ging es weiter zu den anderen Plätzen von Machu Picchu – die Haus-Siedlungen am Rande vom Tal, der Condor-Tempel geformt aus riesigen Steinen (inkl pelzigem Bewohner), die Wasserwege und heiligen Stätten. Ohne Guide wussten wir zwar nicht immer ganz genau, was wir gerade anschauen, waren trotzdem sehr bewegt von den Bauten. Ein letzter Anstieg hat uns quasi wieder zum Anfang der Anlage gebracht – dort wo die meisten Fotos von ganz Machu Picchu entstehen weil man super über alles (inkl dem Berg, den wir schon bestiegen hatten) sieht. Beim Bewundern wurden wir von Llamas begrüßt, die waren ganz schön neugierig und natürlich sind sie schnurstracks zu Chris gelaufen. Der hat die Chance für ein weiteres Selfie genutzt :).
Wir sind zu den Storages oben gegangen, runter ins „Granite chaos“ mit vielen großen Steinblöcken und dann hinauf zum heiligen Hauptplatz – dort waren die Steine wieder perfekt ausgerichtet, einer im Zentrum mit ganz vielen geschliffenen Ecken und Kanten. Bei den Alpacas vorbei haben wir dann nach einigen Stunden den Rückweg angetreten… die Beine wollten eh schon nicht mehr wirklich.
Der Bus hat uns bumpy und wohlbehalten wieder unten rausgelassen und wir haben die Wartezeit bis zum Zug in einem french Café verbracht. Bald hieß es wieder „alles einsteigen“ und wir haben die Zugfahrt bei Tageslicht genossen. Man fährt durch das ganze Tal, immer am Wasser entlang, und da gibt es wirklich nochmal einiges zu sehen. Das sich schlängelnde Valley, einige Inka-Konstruktionen und Terrassen (einfach so in der Gegend), große Kakteen und ein paar Kühe und natürlich imposante Berge rundherum. Toll, dass man auch nach oben rausschauen kann! Zu unserer Überraschung waren einige Bergspitzen auch mit Schnee bedeckt – sehr cool zu sehen. Mit einem Transfer ging es im Dunkeln dann auch schon wieder zurück nach Cusco – was für ein Erlebnis!
In Hallstatt wollen sie jetzt auch Timeslots einführen, vielleicht sollte man sich da mit den Leuten von Huaynapicchu austauschen, scheint ja gut zu funktionieren.